Gemeinsame Pressemitteilung der SPD- und FDP-Fraktionen
Gesundheitssenatorin Bernhard muss endlich handeln – Ärztemangel in Bremerhaven ist alarmierend
Bremerhaven steht vor einer medizinischen Katastrophe, wenn nicht umgehend gehandelt wird. Der zunehmende Ärztemangel in der Stadt wird zusätzlich dadurch verschärft, dass Bremen derzeit keinen regulären Studiengang Humanmedizin mit Staatsexamen anbietet. Diese Unterlassung stellt eine erhebliche Lücke im Gesundheitswesen dar, die dringend geschlossen werden muss.
Das Medizinstudium, das im Durchschnitt rund 200.000 Euro pro Studierenden kostet, erfordert erhebliche Investitionen in Personal, Forschung und Ausstattung. In einem Zeitraum von rund sechs Jahren werden angehende Ärztinnen und Ärzte an staatlichen Universitäten ausgebildet – die Finanzierung trägt der Staat. Eine solch zentrale Ausbildung darf nicht länger der passiven Politik der Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) überlassen bleiben.
Jörn Hoffmann (SPD) hebt hervor: „Wenn Bremen die finanziellen Voraussetzungen für einen eigenen Studiengang derzeit nicht erfüllen kann, muss es umso entschlossener Kooperationen mit Partneruniversitäten eingehen. Stillstand wäre in dieser Lage das falsche Signal. Sinnvolle Wege liegen längst auf dem Tisch: Kooperationen mit bestehenden Medizinuniversitäten in anderen Bundesländern oder im Ausland, gemeinsame Ausbildungsverbünde und Stipendienmodelle, die Studierenden eine Perspektive im Land Bremen bieten. Nur durch solche Partnerschaften kann der ärztliche Nachwuchs gesichert und die medizinische Versorgung langfristig stabilisiert werden.“
Zugleich warnt Hoffmann: „Alles muss geprüft, bewertet und unternommen werden, um dem drohenden Mangel an Ärzten in Bremerhaven entgegenzuwirken! Ohne entschlossene politische Maßnahmen droht der Stadtgemeinde eine verheerende Entwicklung im medizinischen Bereich.“
Bernd Freemann (FDP) fordert ein rasches Umdenken: „Wer jetzt weiter abwartet, gefährdet die medizinische Versorgung im ganzen Land Bremen. Es reicht nicht, auf Zuständigkeiten und Selbstverwaltung zu verweisen. Wir brauchen verbindliche Vereinbarungen mit Hochschulen und Partnern in anderen Bundesländern und im europäischen Ausland, um neue Wege in der medizinischen Ausbildung zu eröffnen. Stipendienprogramme, Ausbildungsverbünde und Kooperationsmodelle können helfen, den ärztlichen Nachwuchs gezielt für das Land Bremen zu gewinnen und hier zu halten. Nur so lässt sich die Versorgung in Stadt und Land langfristig sichern.“
Beide Gesundheitspolitiker fordern, die Landesgrenzen in diesem zentralen Bereich endlich zu überwinden. Etwa 51 Prozent der Patientinnen und Patienten im Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide kommen aus dem niedersächsischen Umland– die Kooperation über Ländergrenzen hinweg ist also längst Realität. Nun müsse sie auch politisch verankert werden.
In diesem Zusammenhang verweist Bernd Freemann (FDP) auf den geplanten „Gesundheitshaven“ der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen, der 2026 starten soll. Das Projekt ist ein Beispiel für ein innovatives Modell zur Stärkung der regionalen Versorgung. Es soll junge Haus- und Kinderärzte für Bremerhaven gewinnen, sie zunächst anstellen und anschließend beim Aufbau einer eigenen Praxis unterstützen. Doch so wichtig solche Ansätze sind – sie ersetzen keine übergreifende Strategie zur Schaffung zusätzlicher Studienplätze.
Trotz mehrerer Angebote zur Kooperation, etwa mit einer Medizinuniversität in Osijek (Kroatien) oder Partnern in Madrid, blieb die Senatorin bislang untätig. Dabei könnten genau solche internationalen Kooperationen helfen, den Ärztemangel nachhaltig zu bekämpfen.
Kinder- und Hausärzte sind entscheidend, um die Altersstruktur in der Ärzteschaft zu verjüngen. Der Versorgungsgrad liegt aktuell bei nur 92 Prozent bei Hausärzten und rund 80 Prozent bei Kinderärzten. Jeder zweite Hausarzt in Bremerhaven ist bereits über 60 Jahre alt – die Zeit drängt.
Die Forderungen nach einer stärkeren Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung („ambulant vor stationär“) sowie nach dem Ausbau der Telemedizin sind berechtigt. Doch ohne ausreichend Nachwuchsärzte bleiben diese Reformen reine Theorie.
SPD und FDP fordern Senatorin Bernhard (Linke) daher eindringlich auf, endlich aktiv zu werden und die medizinische Ausbildungspolitik neu auszurichten. Die Menschen im Land Bremen haben ein Recht auf eine sichere, wohnortnahe und zukunftsfähige Gesundheitsversorgung – und die Zeit zu handeln ist jetzt.